Sa, 19.08. Titan II-Raketen und Biosphäre 2 – die Zerstörung der Erde und der Weg zu neuen Welten

Heute nun die Auflösung der Frage nach dem Zweck des Wochenend-Trips nach Arizona, dem Land der Kakteen:

Arizona, das Land der Kakteen und Klapperschlangen

 

So ein Kaktus ziert die Landesflagge von Arizona

Der Besuch des „Titan Missile Museum“ in Touson (http://www.titanmissilemuseum.org/) war das erste geplante Highlight des Urlaubs. Kurzfristig haben wir uns dann entschlossen, auch noch die „Biosphäre 2“ (http://biosphere2.org/) zu besuchen.

Blick auf die Atomrakete im Raketensilo

 

Einfahrt zur Biosphäre 2

Das „Titan Missile Museum“ ist ein Raketensilo (einer von ca 20 Standorten rund um Tuson), das als Museum die Geschichte der „Verteidigung durch Abschreckung“ im Kalten Krieg bewahren soll. So ähnlich, wie der NRW-Regierungsbunker noch voll ausgestattet ist, ist auch im Raketensilo noch der größe Teil der Einrichtungen erhalten. Nur das Raketentriebwerk und der Atomsprengkopf sind nicht mehr da. Offenbar hatten alle Atomkrieg-Einrichtungen dieser Zeit auch den gleichen Innenarchitekten, denn die Wände sind im gleichen gelb-grünen Farbton gestrichen wie im NRW-Bunker.

Die ganze Anlage wurde von nur 4 Leuten im 24h-Schichtbetrieb einsatzbereit gehalten. Wenn der Funkspruch mit dem Abschussbefehl gekommen wäre, hätten die Jungs ihre Checkliste abgearbeitet und ca 58 Sekunden später wäre das Ende der Welt geschehen. Denn nicht nur die eine Atombombe aus diesem Silo wäre gestartet, sondern auch die anderen Standorte hätten gefeuert und natürlich auch die Gegenseite ihren Feuertod losgeschickt. Nach dem Start wäre die Anlage komplett (incl. Besatzung) hermetisch abgeschlossen worden um den Gegenschlag zu erwarten. Wozu auch immer, denn der einzige Schuss der Anlage war ja abgefeuert und der Sauerstoff hätte nur 2-4 Wochen gereicht… Zum Glück ist das ja bisher nicht passiert, aber die Ziele ( von denen die Silo-Besatzung nicht wusste welche das sind) sind immer noch als solche in den militärischen Kommandozentralen erfasst.

Unabhängig von ihrem Zweck ist die Anlage natürlich ein Leckerbissen für Technikbegeisterte 😃 Die Eindringlingserkennung mit Radar, der Kommandostand, die Rakete mit ihren Treibstoffleitungen inkl codegesichertem Zuleitungsventil und das ganze Drumherum ist megainteressant!

Wartungskorridor im Raketensilo mit Schwingungsdämpfern
Blick auf den oberen Teil der Titan-II-Rakete
Die 2. Stufe der Titan-Rakete
Von hier aus wurde die Anlage gesteuert und die Rakete abgefeuert
Feuerlöscher auf Schwingungsdämpfer
Für die Experten noch etwas zum Raketentreibstoff: Er besteht aus zwei Komponenten: dem eigentlichen Brennstoff – ein 1:1 Gemischt aus Hydrazin und unsymmetrisch substituiertem Dimethylhydrazin – und dem Sauerstofflieferanten Stickstofftetroxid. Beides keine besonders angenehme oder gesundheitsfördernde Stoffe, weshalb die Betankung der Rakete auch nur im gasdichten Chemikalienschutzanzug möglich ist. Wobei das Tanken nur einmal notwendig ist, da der Treibstoff in den Tanks der Rakete bleiben kann und nur zum Start in den Triebwerken zusammen gemischt werden muss, um die Verbrennungsreaktion zu starten. Eine Art „flüssiges Zwei-Komponenten-Feuer“…
Chemikalienschutzanzug der 80er Jahre

 

Natürlich benötigt so eine Anlage auch Kommunikationseinrichtüngen.Als Backup vom Backup war dafür einenKurzwellenantenne vorgesehen. die BreitbanDiscone für 3-30 MHz ist heutzutage für den interessierten Funkamateur zur freien Benutzung freigegeben. einfach nur einen Transceiver mitbringen. Und an dasfreisnzangliche Koax-Kabel anschließen und man ist mit der ganzen Wet verbunden. eine Art „Schweter zunPlugscharen“-Verwenduñg dieser Anlage
Das Museum und seine Rakete war übrigens auch Kulisse für einige Film- und Fernsehproduktionen. Unter anderem wurde hier für den StarTtek-Film „Der erste Kontakt“ gedreht. Die Rakete, die Geordi La  für den ersten Warp-Flug fit gemacht hat, war genau die Titan-II Rakete aus dem Museum.

Diese Breitband-Ntenne war mal als Backup zum Startbefehl gedacht, heute dient sie der globalen Verständigung
Funkamateure können die Breitband-Discone nutzen

Nach diesem Ausflug zur Zerstörung der Welt ging es beim nächsten Ziel zu einem weiteren Versuch, diesmal mit Hilfe des Klimawandels und um Plan B zur Rettung vor der Zerstörung: Die Biosphere 2:
Diese Forschungseinrichtung wurde 1991 mit dem Ziel erbaut, ein von der Außenwelt unabhängiges, in der ursprünglichen Planung sich selbst erhaltendes Ökosystem zu erschaffen (sagt Wikipedia)

Nachdem die „Bionauten“ ausgezogen waren, hat die Universität Washington die Anlage übernommen und Forschungen zu den Auswirkungen des CO2 Anstiegs in der Atmosphäre durchgeführt und dabei den Effekt des Klimawandels nachgewiesen. Seit 2007 forscht die Universität von Arizona dort zur Auswikung des Wasserkreislauf auf das Bodenökosystem.

Die beeindruckende Einrichtung während der Führung durch die Biosphäre waridie „Lunge“. Weil durch Erwärmung und Abkühlung, den Aufenthalt von Menschen und deren Bewegung ständig Luftdruck Unterschiede erzeugt werden, müssen diese Druckunterschiede ausgeglichen werden. ansonsten würden die Glasscheiben der Biosphäre explosionsartig zerstört.  Die „Lunge“ ist ein 20 Tonnen schwerer Betonblock, der sich in einem riesigen Raum frei auf- und abbewegen kann. auf die Idee, dass es solche massive Druckschwankungen überhaupt gibt und die geniale Lösung dieses Problems muss man auch erst mal kommen 👍

Der Eingang zur „Lunge“
Die „Lunge“ von innen. Eine gewaltige Betonplatte atmet die Druckunterschiede weg

Eine weiteres Forschungsgebiet auf dem Gelände ist die Suche nach Plan B, falls wir unserem Planeten durch technische, kriegerische oder ökologische Katastrophen doch das Licht ausknipsen sollten: Das Luna-Gewächshaus als Prototyp für eine Landwirtschaft auf dem Mond oder Mars. Ein zweites Exemplar steht übrigens in Cape Canaveral und soll demnächst auf die Reise zum Mars gehen… Auch die anderen Voraussetzungen für eine Besiedelung des Mars werden in der „B2“ untersucht.

Marstronauten werden noch gesucht. Bewerbung an www.nasa.gov 😏
Diorama einer zukünftigen Marsstation

Nach diesen ganzen Erlebnissen war es an der Zeit, den Mietwagen zurück zu geben. Das wollten wir nach einem leckeren Abendessen im Brauhaus erledigen und so sind wir  nach Downtown Touson gefahren: Samstag Abend, Innenstadt, Parkplatz suchen – finde das Problem 😖 Völlig genervt haben wir dann einen kostenpflichtigen Parkplatz angesteuert, bezahlt und sind ausgestiegen. Beim Türabschließen beschwert sich die Fernbedienung dass sie keinen Kontakt mehr zum Auto hat ! Also weder Tür abschließen noch Auto mit dem Startknopf starten möglich !Und nun? Google kennt das Problem, aber keine Lösung für die Tür.  Nur „Notstart“ des Auto geht noch. Was blieb uns anderes übrig, als die Karre beim Vermieter abzugeben und mit dem Flughafenshuttle wider ins Hotel zu fahren?

Und dann ohne Abendessen ins Bett? Geht nicht, also was fußläufiges zu Essen finden. Einzige Auswahl: McDonalds. Ich habe die Kriese schon in mir aufsteigen fühlen, aber der Systemgastronom hat auf die Hilflosigkeit und Überfoderung seiner Kunden bei der Auswahl reagiert und ein neues Produkt-Konzept ins Programm genommen (zumindestens in USA): Der Signature Burger. Nur noch Geschmacksrichtung, Fleischbeilage und Brötchenart auswählen. Und fertig ist das leckere Fast Food. Um es klar zu sagen: Die Kombination von 3 Geschmäckern, 3 Fleischsorten und 2 Brötchen lässt immer noch jede Menge Kombinationen zu, aber das System macht es für Leute wie mich trotzdem einfacher, an etwas zu essen zu kommen 😏